Wolkenbilder
Die Entdeckung des Himmels
6.6. — 5.9.2004

William Turner: Strand von Calais, Niedrigwasser. Französische Poissards beim Einsammeln von Ködern, 1830, Bury Art Gallery and Museum, Lancashire

Wolkenbilder
Die Entdeckung des Himmels

6.6. — 5.9.2004

Dass der Himmel von der Kunst um 1800 erst „entdeckt“ werden musste, klingt überraschend - schließlich spielten die Wolken schon in Renaissance und Barock eine wichtige Rolle. Und trotzdem war die Wolkenbegeisterung der Romantik nichts weniger als eine Entdeckung mit großen Folgen. Sie hob die europäische Landschaftskunst in einen neuen Rang.

Jahrhunderte lang hatten Künstler den Himmel als illustrative Zugabe oder als Sinnbild des Transzendenten in ihre Bilder aufgenommen. Die wuchtigen Wolken barocker Kirchendecken dienten als Throne der Heiligen, die hohen Himmel der niederländischen Marinemalerei brachten das Selbstverständnis einer Seefahrernation zum Ausdruck. Doch um die Wende zum 19. Jahrhundert sahen die Künstler den Himmel plötzlich mit neuen Augen: Er wurde zum eigenständigen Motiv.

Auslöser dieser Wende war die Wissenschaftsbegeisterung der Aufklärungszeit. In London klassifizierte Luke Howard erstmals die Wolkentypen; er begründete die moderne Meteorologie. Seine Schriften erreichten nicht nur Maler wie John Constable, sondern auch den Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der dazu beitrug, Kunst und Naturwissenschaft in einen Dialog treten zu lassen.

In ganz Europa übernahmen jetzt die Landschaftsmaler den neuen Blick auf den Himmel. Zum Zentrum der Entwicklung wurde Rom. Traditionell besuchten die Maler Italien, um dort die antiken Monumente, die Schauplätze der römischen Geschichte zu studieren. Ein unvoreingenommener Blick auf den Himmel war dabei nicht vorgesehen. Im Zuge der Aufklärung wurden jedoch die Traditionen hinterfragt. Die eigene Beobachtung fand nun in den Wolken einen herausfordernden Gegenstand.

Das neue Motiv führte auch ein neues Medium in die Kunst ein: die Ölstudie. Künstler verwendeten das kleine Format des Zeichenblocks, um die flüchtigen, sich wandelnden Erscheinungen unter freiem Himmel festzuhalten - und dies lange vor dem Impressionismus. Die Ölstudien gingen unter den Künstlern gleichsam als Modelle einer zukünftigen Landschaftsmalerei von Hand zu Hand. Schon bald malten sie auch in den Ateliers im freien Skizzenstil. Die Wolke wurde zur Lehrmeisterin der Malerei und beflügelte noch die Abstraktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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Ausstellungskatalog

Herausgeber Heinz Spielmann und Ortrud Westheider
Verlag Hirmer Verlag,
München

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