Mythos „Heimat“ – eine Hinterfragung

Si-Ying Fung: Wanderlust, 2023
Foto: Hans Noffke
Vedad Divović: Sea II
aus der Serie Home of the Perpetually Lost, 2023
Yi-Jou Chuang: Insel der Illusionen, 2020
Foto: Christopher Dippert

Gruppenausstellung von aktiven und ehemalig Geförderten des Stipendienprogramms stART.up der Claussen-Simon-Stiftung im Bucerius Kunst Forum

18.5. — 26.5.2024 
Auditorium


Was bedeutet „Heimat“? Wie entstehen unsere Identität und unser Zugehörigkeitsgefühl zu einem Ort oder einer Gemeinschaft? Achtzehn aktive und ehemalige Geförderte des Stipendienprogramms stART.up der Claussen-Simon-Stiftung setzen sich in ihrer Gruppenausstellung Mythos Heimat – eine Hinterfragung mit den Gemälden Ignacio Zuloagas auseinander.

Die Ausstellung befasst sich mit den Fragen, wie und warum Menschen (nationale) Identitäten entwerfen, nach ihnen suchen oder sich dagegen wehren. Welche Rolle spielt dabei der Blick „von außen“? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Von Gemälden, Grafiken und Fotografien über Videos und Plastiken hin zu Installationen – die Künstler:innen spüren mit ihren Werken der Sehnsucht nach Zugehörigkeit nach. „Heimat“ wird dabei weder als konkreter Ort noch als rein mentales Konstrukt verstanden. Anstatt eine Definition zu liefern, legt die Ausstellung die Widersprüchlichkeiten offen, die den Begriff prägen.

Ausgehend von der Ausstellung Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870-1945) im Bucerius Kunst Forum adaptieren, erweitern und hinterfragen die Künstler:innen die in Zuloagas Werk auftretenden Themen Identität und „Heimat“ auf vielfältige Weise. Der Spanier schuf mit seiner Kunst ein bis heute nachklingendes Spanienbild, welches gängige Klischees des Landes prägen sollte. In seinen Gemälden präsentiert er ein vermeintlich authentisches Spanien, doch die Betrachtenden werden in ihrer Wahrnehmung herausgefordert, sobald sie um die Inszenierung der Motive wissen. So war das Modell für eine Flamenco tanzende Gitana eine Opernsängerin aus der Schweiz oder ein Landarbeiter stand Portät für die großformatige Darstellung eines Kardinals. Was bedeuten diese Entdeckungen für unser Verständnis von echt und gestellt, authentisch und künstlich? Gibt es die eine richtige Wahrnehmung?

Die achtzehn Künstler:innen der Ausstellung Mythos „Heimat“ – eine Hinterfragung stellen sich dem Konflikt, der Mehrdeutigkeit, der manchmal schmerzhaften Suche nach dem, was „Heimat“ eigentlich ist oder sein kann. Si-Ying Fung erzählt zum Beispiel mit ihrer Installation Wanderlust die Geschichte der Chinesischen Wollhandkrabbe, die, obwohl sie schon vor über hundert Jahren „einwanderte“, immer noch als Fremde in deutschen Gewässern gilt. Yi-Jou Chuanglädt die Besucher:innen in ihr Washitsu (ein japanisches Zimmer) ein, in dem drei taiwanesische Frauen einer Familie leben, die sich alle einer anderen Nationalität zugehörig fühlen. Simone Karl beschäftigt sich in ihrem Werk aus einer feministischen Perspektive mit sozialen Zuschreibungen, die einer patriarchal geprägten Gesellschaft entstammen.

Die Ausstellung in Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum findet anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Stipendienprogramms stART.up statt, mit dem die Claussen-Simon-Stiftung junge Hamburger Künstler:innen auf ihrem Weg in die künstlerische freiberufliche Existenz begleitet.

Mythos „Heimat“ – eine Hinterfragung ist vom 18.5. bis 26.5.2024 im Auditorium des Bucerius Kunst Forums zu sehen.
Der Eintritt zur Ausstellung im 2. Obergeschoss ist kostenfrei. 


Mitwirkende Künstler:innen:
Bea Brücker, Yi-Jou Chuang, Vedad Divović, Vera Drebusch, Si-Ying Fung, Alex Hojenski, Simone Karl, Simone Kesting, Nicole Kiersz, Judith Kisner, Hanna Lenz, Clémence Manachère, Andrés Muñoz, Katja Pilipenko, Julia Plath, Anne Reiter, Anna Resei, Kristina Savutsina


Kuration:
Gesa Wieczorek (Kunsthistorikerin und Alumna bei Dissertation Plus)


In Kooperation mit

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